Um ein Fahrzeug mit einem CAN-Bus (das sind praktisch alle Fahrzeuge) auslesen oder programmieren zu können benötigt man natürlich keinen Internetzugang, wenn alle Kommando- (insbesondere die fahrzeugspezifischen) und Antwortcodes bekannt sind und diese nicht von einem Server geholt werden müssen.
Freesker benötigt den Internetzugang zum einen für Updates der Freesker-App (es handelt sich ja auch nicht um eine App im eigentlichen Sinn, sondern um eine Webseite, also um html und javascript), zum anderen um die VIN zu speichern, die mit der Lizenz verbunden ist, sonst bräuchte man ja nur eine Lizenz für alle Fahrzeuge kaufen. Auch in der Demo-Version wird die VIN wohl schon auf einem Server gespeichert und noch dazu die Information, ob bestimmte Funktionen schon ausgeführt wurden, nämlich die Funktionen, die man in der Demo-Version nur einmal ausführen kann. Anders ist es technisch nicht zu verhindern, dass jemand die Funktionen bei einem Fahrzeug öfter als einnmal ausführt.
Ich wäre mit dem Kauf dieser App sehr vorsichtig. Freesker antwortet nicht auf meine Frage nach deren Identität, insbesondere auch nicht auf die Frage, warum man einer anonymen Firma/Person Geld zahlen sollte.
Ich vermute, es handelt sich um einen ehemaligen Software-Igenieur von Fisker, der hier sein entgangenes Gehalt wieder reinholen will. Die Website freesker.com ist über das kanadische Unternehmen Tucows Domains Inc. registriert worden. Der Auftraggeber der Registrierung ist jemand mit Adresse in Charlestown auf der Insel Nevis im Karibikstatt St. Kitts und Nevis (herauszufinden über https://www.whois.com/whois/freesker.com).
Es ist mit Sicherheit illegal, den kompletten CAN-Bus Befehlssatz des OCEAN preiszugeben oder zu nutzen um damit Geld zu verdienen. Oder anders ausgedrückt: Wenn es legal wäre, warum muss man dann seine Identität verheimlichen und die Website aus in einem Karibikstaat heraus registieren lassen?
Ein Bekannter von mir hat mal ein paar Hundert Dollar für Entschlüsselungssoftware (die vermutlich auch illegal war) mit life-time support ausgegeben. Die zugehörige Website/Firma war nicht anonym, saß aber auch in der Karibik. Nach zwei Jahren haben sie den Betrieb eingestellt und eine andere Firma hat übernommen, die dann erneut ein paar hundert Dollar für die Fortsetzung des Supports gefordert hat. Kommentar der ursprünglichen Firma mit Hinweis auf den karibischen Firmensitz: "try to pursue us". In diesem Sinne ist es auch unwahrscheinlich, dass der Betreiber von freesker.com juristisch etwas zu befürchten hat, solange er sich in St. Kitts and Nevis aufhält.
Mal kurz überschlagen: Die ersten 250 Lizenzen kosten 699$, macht rund 175.000$. Gesetzt den Fall man verfügt über das firmeninterne Wissen, ist arbeitslos geworden und braucht deshalb nur ein paar Monate um die Freesker-App zu programmieren, dann ist das schon relativ üppig. Sollten noch weitere 250 OCEAN-Fahrer eine Lizenz für 799$ kaufen, bevor die Vollversion überhaupt verfügbar ist, so sind das weitere ca. 200.000$. Mit Start der Vollversion kann Freesker damit schon 375.000$ kassieren und den Support sofort einstellen. Die Lebenshaltungskosten in St. Kitts and Nevis werden mit monatlich 1000 bis 1800 US $ angegeben. Davon könnte man also schon zwischen ca. 20 und 30 Jahre bestreiten. Freesker kann aber auch noch ein bisschen weitermachen und dann 849$ pro Lizenz verlagen. Sollten nur weitere 250 OCEAN-Fahrer zuschlagen, dann sollte das bis ans Lebensende reichen. Anders gefragt: Die Nachfrage nach der App ist begrenzt: Wenn sie jeder gekauft hat, der sie haben will, dann kann man kein Geld mehr damit verdienen, warum sollte man danach noch life-time-support anbieten?
Zugegeben: Vieles von dem was ich oben geschrieben habe ist reine Spekulation. Andererseits: Warum bekommt man nichts über die Person(en) heraus, die hinter freesker.com stehen?